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Strong positive life

Mein Leben als metastasierte lebenssüchtige Powerwoman

Ich bin Vera, 29 Jahre und chronisch lebenskrank. In diesem Gastbeitrag möchte ich euch in drei Teilen (das, was war; das, was ist; das, was sein wird) von meinem Leben im Kampf gegen den Krebs erzählen und hoffe sehr, dass ihr euch daraus das ziehen könnt, was euch gut tut, und sei es noch die geringste „Kleinigkeit“.

 

Strong: Das, was war:

Im August 2013 bekam ich mit 23 Jahren die Diagnose „Brustkrebs“. Für mich war die Diagnose, wie für alle anderen Betroffenen und deren Angehörigen wahrscheinlich auch, ein harter Schicksalsschlag. Ich war doch mitten im Leben und mitten im Studium. Mir gingen so unendlich viele Dinge durch den Kopf… Wie schlimm ist es? Wie wird es mir in dieser Zeit gehen? Wie wird sich mein Leben verändern? Oh Gott, meine Haare. Ich möchte noch so viele schöne Dinge erleben. Das waren alles Dinge, die ich nicht vorhersehen konnte. Aber zwei Dinge wusste ich ganz genau: Aufgeben war niemals eine Option für mich und um dem Krebs die Stirn zu bieten und gegen ihn zu kämpfen, habe ich wundervolle Menschen um mich rum, die alles in ihrer Macht stehende tun werden, um mich zu unterstützen und aufzufangen. In dieser Zeit gab es viele Tiefs und umso schönere Hochs. Ich bin gestolpert, gefallen und bin jedes Mal wieder aufgestanden, habe meine Krone gerichtet und weiter gekämpft… und zwar mit Erfolg. Ich habe den Krebs besiegt mit voller Kraft und einer Überdosis Lebensfreude. Meine Freunde und Familie haben meinen Rucksack solange getragen, bis ich wieder Kraft hatte. Gemeinsam mit ihnen hatte der Krebs keine Chance. Trotz der starken Lebensfreude hat mich die Erkrankung das eine oder andere Mal zu Boden gezerrt. Ich muss zugeben, ich habe mir die Nebenwirkungen der Chemo schlimmer vorgestellt. Natürlich war auch das kein Zuckerschlecken, aber was ich damit sagen möchte ist: Ich denke, dass die positive, innere Einstellung gebündelt mit Willensstärke zum Krankheitsverlauf beitragen und dem Körper sehr viel Kraft geben kann.

 

Nachdem dieses düstere Kapitel in meinem Leben endlich zu Ende geschrieben ist, habe ich erkannt, dass mich diese Erkrankung nur stärker gemacht hat – STRONG eben! ;)

 

Positive: Das, was ist:

Im ersten Teil habe ich geschrieben „Ich habe den Krebs besiegt mit voller Kraft und einer Überdosis Lebensfreude.“ Das dachte ich zumindest, denn diesen Satz kann ich heute nicht mehr Eins zu Eins übernehmen. Im Februar 2020, 6½ Jahre nach der Erstdiagnose, wurden bei mir Knochenmetastasen diagnostiziert, der Krebs ist also zurück und dieses Mal chronisch, nicht besiegbar. Der zweite Teil des Satzes kann ich heute und auch in Zukunft übernehmen… Ich lasse mir meine Lebensfreude, Willensstärke und Kraft nicht nehmen – schon gar nicht von solch einem Mistkerl von Krebs. Ich war, bin und bleibe POSITIVE. Wie in der Vergangenheit auch schon, denke ich, dass die innere Einstellung und die Sucht nach dem Leben sooo so viel zum Krankheitsverlauf beitragen kann. Also warum den Kopf in den Sand stecken? – Das macht die Situation alles andere als besser. ;) Ich möchte das alles nicht schönreden, denn auch ich empfand negative Emotionen. Ich war traurig, wütend, ängstlich, sensibel, zerbrechlich, verunsichert und noch vieles mehr. Ich dachte mir „Warum schon wieder ich? Was habe ich eigentlich falsch gemacht? Das ist doch nicht fair. Wie soll ich das mein Leben lang aushalten?“ Das ist auch okay so, denn all das gehört zur Verarbeitung, ist wichtig und richtig. Ich lasse nur nicht zu, dass diese negativen Gefühle einen größeren Raum einnehmen als die wunderschönen Dinge, die ein Lächeln in mein Gesicht zaubern. Damit sich die drei Tumore in den Knochen weniger schlimm anhören, habe ich ihnen Namen gegeben. Darf ich vorstellen: Kevin, Chantal und Jason. Nach diesem Tief hieß es also erneut: Aufstehen, Krone richten, weiter machen. Dann kam wie aus dem Nichts der Gedanke, dass dieser ganze Sch*** doch nicht sinnlos beiben muss; wobei der Krebs an sich natürlich sinnlos bleibt, aber ich muss, nein ich will, das Beste aus der Situation machen – ich will mein Leben leben!


Life: Das, was sein wird:
So, dann mal los und das Beste aus der Situation machen. That’s LIFE. In meinem Umfeld, in den Medien und überhaupt herrscht oft dieses Bild als Klischee in den Köpfen der Gesellschaft: Krebs? Betroffene liegen ohne Haare sich übergebend, schwach und zerbrechlich im Bett!

Diese Fälle gibt es, das will ich auf gar keinen Fall schön reden, belächeln oder klein machen. Im Gegenteil, sie sind es, die nach diesem Kampf mit Stolz behaupten können „Mich kann gar nichts mehr umhauen!“ Aber dieses Bild beschreibt ein Leben mit Krebs nicht immer richtig. Vielleicht gelingt es mir, wie vielleicht andere betroffene Blogger/innen auch, dieses Klischee aufzulockern – Krebs ist kein Tabu-Thema.

Ich bin nicht nur chronisch krebskrank, sondern und vor allem chronisch lebenskrank und möchte mein Leben normal fortführen. Ich weiß, dass Optimismus für viele Betroffene in solch einer Ausnahmesituation undenkbar sein kann. Genau diesen Menschen möchte ich Mut machen – Mut machen für ein starkes positives Leben. Also versuche ich mein Glück und habe vor wenigen Tagen einen Blog bei Instagram gestartet, mit der Hoffnung, mein Ziel zu erreichen. Also was wird in Zukunft sein? Mein „strong.positive.life“ (der Name meines Blogs bei Instagram).

 

strong.positive.life:
Egal, wie aussichtslos eure Situation auch zu sein scheint, hört niemals auf, an euch und eure Kraft zu glauben! Verliert niemals eure Lebensfreude und habt immer ein Lächeln im Gesicht, das macht vieles leichter ;) Denkt immer daran, dass ihr die Stärke gewonnen habt, mit der ihr im Leben alles schaffen könnt!

 

Wir haben wieder den Blick für das Wesentliche gewonnen, wir wissen worauf es im Leben ankommt und dass wir jeden noch so kleinen Augenblick genießen sollten. Und ist das nicht ein Geschenk?! :)


Passt auf euch auf!
Vera

Kommentare: 13
  • #13

    Vera (Freitag, 02 Juli 2021 17:08)

    Hey liebe Andrea,

    Danke - von Herzen - für deine lieben und ehrlichen Zeilen. Es ist traurig zu lesen, dass deine Ehe diese HErausforderung nicht standhalten konnte. Gleichzeitig fidne ich es umso bemerkenswerter und stark, wie du deine Situation gemeistert hast und es vielleicht immer noch tust. Lass dir diese besondere Superkraft nie niemals nehmen. Akzeptanz ist mit solch einer Diagnose so wichtig. Aber auch ich ahbe lange gebraucht, das zu lernen. Nur die Dinge, die wir ändern können und uns unglücklich machen, müssen und sollten wir nicht akzeptieren, Es liegt an uns, diese Dinge zu ändern. Diese Diagnose fällt leider nicht darunter.

    Pass' auch du auf dich auf. Alles Liebe für dich.
    Liebste Grüße
    Vera

  • #12

    Vera (Freitag, 02 Juli 2021 17:02)

    Liebe Henny,

    von Herzen Danke für deine Nachricht. Es ist sooo so schön zu lesen, dass du eine ähnliche Einstellung zum Leben und zu dieser absolut besch*** und sinnlosen Situation hast, wie ich. :) Ich denke, dass es wichtig ist, sich auf das Positive und Schöne im Leben zu konzentrieren - und sind es noch so kleine Dinge. Wenn wir genau hinschauen, entdecken wir so viel Buntes in unserer kleinen Welt, das uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert. :) Es hilft doch nicht, wenn wir den Kopf in den Sand stecken, eher im Gegenteil... dann doch lieber mit einem Lächeln das Leben leben, denn das ist gleichzeutig auch noch ansteckend... eine Win-Win-Situation quasi.
    Bei Facebook bin ich leider nicht vertreten. Aber ich gehöre zum Team vom Th!nk pink club - bin eine der Socialmedia-Feen. :) Wenn du mich erreichen möchtest, kannst du es gerne via der angegebenen Mailadresse :)

    Pass' auf dich auf! Liebste Grüße
    Vera

  • #11

    Vera (Freitag, 02 Juli 2021 16:57)

    Lieber Rainer,

    genau so ist es. Die Hoffnung schenkt uns so viel Kraft, da ist das Lichtlein doch nicht weit entfernt. :)

    Liebste Grüße
    Vera

  • #10

    Vera (Freitag, 02 Juli 2021 16:55)

    Liebe Irene,

    vielen lieben Dank für deine CD-Empfehlung. :) Es gibt so viel Schönes, mit dem wir unserem Körper neben der Therapie etwas Gutes tun können. Durchatmen, bei sich sein und die metale Stärke pushen ist sicherlich ein wichtiger Teil davon.
    Danke für deine lieben Worte. :) Ich wünsche dir von Herzen auch genau das: ein schönes langes Leben mit einem Dauergrinsen im Gesicht. Pass' auf dich auf!

    Liebste Grüße
    Vera

  • #9

    Andrea Klara Fröhlich (Samstag, 24 April 2021 12:15)

    Liebe Vera, kraftvolle Zeilen! 2005 und 2009 hatte ich auch Diagnose Brustkrebs. 2007 ging meine Ehe daran in Bruch - das war für mich mindestens so schlimm, wie der Krebs. Mein Weg war, diese Krankheit neutral zu betrachten. Weder zu beschimpfen noch Namen zu geben. Der Weg eines guten Bekannten war, zum Dalai Lama zu fahren und 3 Wochen zu meditieren. Er hat darüber ein Buch geschrieben: https://www.herzresilienz.com/product-page/der-buddha-als-coach-achtsamkeit das war vor ca 20 Jahren.
    Ich wünsche dir alles Gute weiterhin, gib der Liebe Raum, mit liebevollen Grüßen, Andrea

  • #8

    Henny (Donnerstag, 22 April 2021 08:54)

    Hallo Vera, mir geht es ähnlich wie Dir und bin 38. Nur war diese 2.Diagnose schon ein Jahr danach. Diese Gefühlsachterbahn ist furchtbar.. Aber positiv und willenstark zu bleiben ist wichtig. Wie du es geschrieben hast, so ist es. Ich baue mich jeden Tag auf, sehe meine Familie und erfreue mich an so vielen kleinen Dingen. Leben - Jetzt! Ziele stecken, Dinge auch mal akzeptieren egal wie sch*** die sind und Annehmen lernen, sowie Loslassen. Die auch viel Kraft und super viele glückliche Momente. Ich bin nicht bei Instagram aber liest man von dir auch auf Fb?

  • #7

    Rainer (Dienstag, 20 April 2021 21:12)

    wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt ein kleines Lichtlein herR

  • #6

    Irene (Montag, 19 April 2021 19:44)

    Hallo Vera.Ich bin 64 und wie du mit Metastasen geschlagen.Ich gebe auch nicht auf und will leben und dafuer kaempfen.Du bist so jung und schoen und mit deiner positiven Einstellung wirst du noch lange leben.CD Tipp..Heile deinen Koerper von Louise Hay. (Amazon) Eine Meditation mit Erklärung woher der Krebs kommt.Mir hilft es ungemein.
    Fuehl dich feste gedrueckt.

  • #5

    Vera (Samstag, 12 September 2020 16:00)

    Hallo liebe Kerstin.
    vielen lieben Dank für deine Zeilen und das Teilen deiner Geschichte.
    Ich bin sehr froh, dass durch die OP eine Querschnittslähmung verhindert werden konnte und du dich nun zurück kämpfst. Weißt du, manchmal ist die Situation auch einfach sch*** denn Krebs ist und bleibt ein Arschloch und das darf man dann auch mal sagen. Es kann nicht immer glatt laufen und jeder weiß, dass bei einer solchen Diagnose nicht immer alles Friede Freude Eierkuchen ist, wäre ja auch irgendwie komisch. ;) Was ich dir sagen möchte: Die Situation ist, wie sie ist aber wir haben es in der Hand, was wir daraus machen. UND WIR MACHEN DAS BESTE DARAUS. Ich weiß, das ist immer leichter gesagt, als getan, aber die (hoffentlich lange) ZEit, die wir haben, sollten wir so leben, wie es uns gut tut, das erleben, was uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert (das sind oft auch die Kleinigkeiten), denn ein Lächeln im Gesicht macht vieles etwas leichter. Und wir dürfen und sollen an Wunder glauben, sie geschehen nämlich viel viel öfter, als wir wahrnehmen. Das erkennen wir, wenn wir kurz nach hinten blicken. Aber nur kurz, denn jetzt heißt es, nach vorne zu schauen und das Leben leben - in unserer ganz eigenen kleinen kunterbunten Welt.
    Lass dich nicht unterkriegen und bleib so taff und stark, wie du bist.
    Liebste Grüße
    Vera von strong.positive.life und vom th!nk pink club Team.

  • #4

    Kerstin (Montag, 07 September 2020 19:22)

    Hallo Vera, Dein positives Denken mach Dir und allen anderen Beroffenen auf jeden Fall Mut. Bei mir ist es ähnlich, nur bin ich doppelt so alt. Mein Krebs hatte eine 14jährige Pause eingelegt, und ich dachte wirklich er bleibt mir fern. Aber falsch gedacht, bei mir wurden nach mehrmonatigen Rückenschmerzen Metastasen in fast allen Knochen festgestellt, inklusive Brustwirbelbruch mit extrem eingeklemmten Rückenmark. Nach einer OP und Stabilisierung meiner Wirbelsäule mit 16,5 cm langen Titanstäben konnte eine Querschnittslähmung erstmal abgewendet weden, was für ein Glück! Nun geht der Kampf gegen die Metas weiter . . .
    Ich wünsche Dir und allen Betroffenen weiterhin viel Kraft und Mut, genießt jeden Augenblick!

  • #3

    Dafinka (Donnerstag, 09 April 2020 18:36)

    Hey Vera!
    Deine Geschichte und deine Person sind wirklich Mut machend! So positiv und mit einem Lächeln � wir kämpfen zusammen weiter, denn keiner kämpft allein!

  • #2

    Nadja (Donnerstag, 09 April 2020 08:33)

    Wunderschön geschrieben- und ich freue mich, dass wir dich mit deinem Blog bei Insta begleiten dürfen! Denn auch mir und meinem Team ist es wichtig, Raum für pink.ladies zu schaffen & zu geben , die in deiner oder ähnlicher Situatuion sind!
    Liebst, deine Nadja

  • #1

    Birgit (Donnerstag, 09 April 2020 08:15)

    Hallo Vera
    Dein Beitrag geht so zu Herzen und macht einem so viel Mut das man einfach nur positiv in die Zukunft schauen will
    Bleib so stark und kämpfe immer weiter��